Jakob
Lorber
Briefwechsel zwischen Abgarus Ukkama, Fürst von Edessa,
und Jesus von Nazareth
28 Seiten,
Paperback / kartoniert, Geschenkausgabe, Best.-Nr. 2010, ISBN
3-87495-169-3.
Durch das Innere Wort
empfangen von Jakob Lorber. Nach der 9. Auflage von 1992. Lorber-Verlag
Hindenburgstraße 5 D-74321 Bietigheim-Bissingen. Alle Rechte
vorbehalten. Copyright © 2000 by Lorber-Verlag, D-74321
Bietigheim-Bissingen.
Leseprobe
Erster Brief des Abgarus
an Jesus.
[BJ.01_Brief_1,01]
Abgarus, Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der in dem Lande um
Jerusalem erschienen ist, alles Heil! [BJ.01_Brief_1,02] Ich habe von Dir
gehört und von Deinen Gesundmachungen, wie Du sie ohne Arzneimittel und
Kräuter verrichtest. Denn die Rede geht, daß Du die Blinden sehen
machst, die Lahmen gehen, daß Du die Aussätzigen reinigst und die
unreinen Geister austreibst und diejenigen heilst, die mit langwierigen
Krankheiten kämpfen, und endlich sogar die Toten auferweckst.
[BJ.01_Brief_1,03] Nachdem ich alle diese Dinge von Dir gehört habe,
so habe ich demnach bei mir selbst geschlossen, eines von beidem müsse
wahr sein: entweder Du seiest Gott, vom Himmel herabgekommen oder Du,
der diese Dinge tut, seiest doch zum wenigsten ein Sohn des großen
Gottes! [BJ.01_Brief_1,04] Ich ersuche Dich daher durch dieses Schreiben,
Dich zu mir zu bemühen, um die Krankheit, die ich habe, zu heilen!
[BJ.01_Brief_1,05] Ich habe auch gehört, daß die Juden wider
Dich murren und Dir Böses zufügen wollen. Ich aber habe eine
zwar kleine, aber wohlgeordnete Stadt, welche für uns beide hinreichend
sein wird. Daher komme Du, mein überaus hochgeachtetster Freund Jesus, zu
mir und bleibe bei mir in meiner Stadt und in meinem Lande! Da sollst Du von
jedermann auf Händen und im Herzen getragen sein. Ich erwarte Dich
mit der größten Sehnsucht meines Herzens! [BJ.01_Brief_1,06]
Gesandt durch meinen getreuesten Knecht Brachus.
Erstes Antwortschreiben
von Jesus. [BJ.01_Antw.1,01] Abgarus, du bist selig, weil du Mich nicht
gesehen und doch geglaubt hast! Denn siehe, es steht von Mir geschrieben,
daß die, welche Mich gesehen haben, nicht an Mich glauben werden, auf
daß die, welche Mich nicht gesehen haben, glauben und leben mögen in
Ewigkeit! [BJ.01_Antw.1,02] Was aber das betrifft, darum du Mir schriebst,
daß Ich solle zu dir kommen, da Ich hier im Judenlande verfolgt werde, da
sage Ich dir: Es ist nötig, daß alles das, um dessentwillen Ich
gekommen bin in die Welt, an diesem Orte an Mir erfüllt werde, und
daß Ich, nachdem dieses alles in der Kürze an Mir erfüllt sein
wird, zu Dem aufsteigen werde, von dem Ich ausgegangen bin von Ewigkeit.
[BJ.01_Antw.1,03] Sei aber geduldig in deiner leichten Krankheit! So Ich in
den Himmel werde aufgenommen sein, da werde Ich einen Jünger zu dir
senden, damit er deine Krankheit heile und dir und allen, die bei dir sind, die
wahre Gesundheit gebe! [BJ.01_Antw.1,04] Geschrieben durch Jakobus, einen
Jünger des Herrn Jesu Christi, und übersandt durch Brachus, des
Königs Boten, aus der Gegend Genesareth.
[BJ.01_Antw.1,05] Bald
darauf, als Abgarus vom Herrn Jesus diese überhimmlische Antwort erhalten
hatte, begab es sich, daß dieses Königs ältester Sohn und
Thronfolger in eine tödliche Fieberkrankheit verfiel, zu der alle
Ärzte in Edessa sagten, daß sie unheilbar sei. Das brachte den armen
Abgarus nahe zur Verzweiflung. In solcher seiner übergroßen
Betrübnis schrieb er abermals an den guten Heiland Jesus.
Zweiter Brief des Abgarus
an Jesus. [BJ.01_Brief_2,01] Abgarus, ein armseliger Fürst in Edessa,
Jesu dem guten Heilande, der erschienen ist in dem Lande um Jerusalem, alles
Heil und alle Ehre Gottes! [BJ.01_Brief_2,02] O Jesus, Du guter Heiland!
Siehe, mein ältester Sohn, der Thronerbe, der sich mit mir über die
Maßen auf Deine Ankunft in meiner Stadt freute, ist todeskrank geworden.
Ein böses Fieber hat sich seiner bemächtigt und droht ihn in jedem
Augenblicke zu töten! Ich aber weiß, wie es mir der Bote
beteuert hat, daß Du derlei Kranke ohne Arznei bloß durch Wort und
Willen in die Ferne heilest! O Jesus, Du guter Heiland, Du wahrhaftiger Sohn
des allerhöchsten Gottes, das Du sicher bist lasse also auch meinen
Sohn, der Dich so sehr liebt, daß er für Dich sogar in den Tod gehen
möchte, wieder gesund werden durch Dein mächtiges Wort und Willen!
[BJ.01_Brief_2,03] O Jesus, Du guter Heiland! bescheide mich, der ich auch
krank bin, nur diesmal nicht auf die Zeit nach Deiner mir verkündeten
Himmelfahrt; sondern helfe, helfe, helfe sogleich meinem Sohne!
[BJ.01_Brief_2,04] Geschrieben in meiner Stadt Edessa, übersandt durch
den früheren getreuen Boten.
Zweites Antwortschreiben
von Jesus. [BJ.01_Antw.2,01] Abgarus, groß ist dein Glaube! Und darum
könnte es mit deinem Sohne wohl besser werden. Aber da Ich bei dir Liebe
gefunden habe, mehr als in Israel, so will Ich dir auch mehr tun, als so du nur
allein geglaubt hättest! [BJ.01_Antw.2,02] Siehe, Ich, der Herr von
Ewigkeit, nun ein Lehrer der Menschen und ein ewiger Befreier vom ewigen Tode,
werde deinem Sohne das ewige Leben schenken vor Meiner Auffahrt, da er Mich
ungesehen und ungekannt vor Meinem bevorstehenden Leiden für alle Menschen
aus seinem ganzen Herzen geliebt hat. Und so wirst du, Mein lieber Abgarus,
wohl deinen Sohn dem Leibe nach verlieren in der Welt, aber dem Geiste nach
tausendfach gewinnen in Meinem ewigen Reiche! [BJ.01_Antw.2,03] Glaube aber
ja nicht, daß dein Sohn, so er sterben wird, im Ernste sterben wird!
Nein, nein! Sondern wann er stirbt, da erst wird er erwachen vom
Todesschlaf dieser Welt zum wahren, ewigen Leben in Meinem Reiche, welches ist
geistlich und nicht leiblich. [BJ.01_Antw.2,04] Darum lasse dich nicht
betrüben in deiner Seele! Denn siehe und schweige: Ich allein bin der
Herr, und außer Mir ist keiner mehr! Darum tue Ich frei, was Ich tue, und
niemand kann zu Mir sagen: Tue das oder tue das nicht! [BJ.01_Antw.2,05]
Was Ich aber nun tue, und es zulasse, daß Ich wie ein schwacher Mensch
verfolgt werde, das habe Ich schon ehedem vorgesehen, ehe noch die Erde
gegründet war und eher, als Sonne, Mond und Sterne vom Himmel herab der
Erde leuchteten. Denn Ich ging darum aus von Meinem Vater, der in Mir ist, wie
Ich in Ihm! Der Vater aber ist das Höchste, denn Er ist Meine Liebe, Mein
Wille. Der Geist aber, der aus Mir und dem Vater gehet, wirkend von Ewigkeit zu
Ewigkeit, ist das Heiligste. Und das alles bin Ich, der dir nun solches
offenbaret! [BJ.01_Antw.2,06] Darum betrübe dich nicht, da du nun
weißt, wer Der ist, der dir nun solches veroffenbaret hat! Schweige
jedoch davon bis dahin, da Ich werde am Pfahle erhöht werden von den
Juden, davon dir sobald Kunde wird, als es geschehen wird, denn sonst
würde die Welt vor der Zeit fallen! [BJ.01_Antw.2,07] In diesen Tagen
aber wird ein armer Jüngling in deine Stadt kommen. Diesen nehme auf und
tue ihm Gutes, so wirst du darob Mein Herz erfreuen, darum Ich deinem
Sohne eine so große Gnade erweise und ihn ob seiner Liebe vor Mir dahin
gehen lasse, da Ich hingehen werde nach der Erhöhung am Pfahle.
Amen. [BJ.01_Antw.2,08] Geschrieben zu Kana in Galiläa durch den
Jünger Johannes und übersandt durch des Königs Boten.
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